In der Gemeinderatssitzung am 18. 12. 2024 wurde unter TOP 9 mit der Drucksache 295/24 ein Antrag der Ortschaftsräte Kleinglattbach und Ensingen zum Thema S5 Verlängerung beraten. Die Fraktion der BbV hat sich bei diesem Beschlussvorschlag enthalten.
Dies hat, wie uns die Rückmeldungen aus der Bürgerschaft zeigen, einige Fragezeichen hinterlassen.
Grundsätzlich steht die BbV für den Ausbau des ÖPNV und sieht eine Verlängerung der S5 als sinnvolle Maßnahme zur Angebotserweiterung des Schienenverkehrs für Vaihingen und unseren Nachbarkommunen.
Vorgeschichte
Der Verband Region Stuttgart (VRS) hat im Herbst 2023 eine Machbarkeitsstudie vorgestellt, die drei Varianten zur Verlängerung der bisher in Bietigheim endenden S5 untersucht hat. Alle drei Varianten führen die S5, nachdem sie Sersheim verlassen hat, über die alte Westbahntrasse zum ehemaligen Bahnhof Kleinglattbach (Vaihingen Nord) und im Anschluss über unterschiedliche Laufwege zum ehemaligen Haltepunkt Vaihingen (WEG) – tief oder in Variante 3 über die Westbahn am Perfekten Standort und am Wohngebiet Ensinger Bahnhöfle vorbei, um dann in einem großen Bogen in den Vaihinger Bahnhof einzuschwenken. Zusätzlich ist bei dieser Variante ein S-Bahn-Betriebswerk nördlich des perfekten Standorts angedacht.
Bildquellen: aus Dokumenten zum Vorgang RV-094/2023 (Ratsinformationssystem des VRS)
Bewertung
Alle drei Varianten haben einerseits den Charme eines möglichen zusätzlichen innerörtlichen S-Bahn-Haltes in Kleinglattbach im Bereich des ehemaligen Bahnhofs Vaihingen (Nord), was eine Aufwertung dieses Gebietes vor allem für Pendler und dem dortigen Industriegebiet bedeuten würde.
Andererseits bedeuten sie Belastungen für die Anwohner. Allen voran die Variante 3, die mit dem Bahnbetriebswerk auf Ensinger Gemarkung vor allem Nachteile für die Anwohner des Wohngebiets am alten Ensinger Bahnhöfle mit sich bringt, ohne dass diese einen direkten Nutzen von dieser Ausführung hätten.
Aufgrund dieser Problematik stellt sich natürlich die Frage, warum nicht einfach auf der Bestandsstrecke in den Vaihinger Bahnhof gefahren wird. Dass diese Variante jedoch größere technische Herausforderungen mit sich bringt, allen voran die fehlende Querungsmöglichkeit der Gleise der Schnellfahrstrecke, sowie fehlende Abstellmöglichkeiten und dadurch lange Blockaden des Streckenabschnitts für andere Verkehre, haben die Planer mutmaßlich zu den Varianten durch Kleinglattbach geführt.
Die momentan im Gespräch befindlichen Lösungen einer Wende auf dem Gleisabschnitt Richtung Illingen oder eine Weiterführung der S-Bahn bis nach Mühlacker, haben wiederum weitere Herausforderungen. Wichtig in diesem Zusammenhang: die Strecke zwischen Vaihingen und Mühlacker ist mit IC, RE (ehemaliger IRE), MEX und Güterverkehr deutlich mehr ausgelastet, als die Strecke Vaihingen – Bietigheim-Bissingen. Hier fahren aktuell nur MEX und Güterverkehr.
Die auf der Strecke nach Mühlacker nun zusätzlich noch zwei S-Bahn Zugpaare pro Stunde, sowie die An- und Abfahrten von und zum dort angedachten Betriebswerk, werden deren Streckenkapazität weitestgehend aus-, wenn nicht sogar überlasten und stehen einer zukünftigen Ausweitung des MEX-Verkehrs entgegen.
Nach unserem Verständnis haben alle Varianten ihre Vor- und Nachteile. Während bei den Varianten 1-3 hauptsächlich die Belastung der Bürger im Vordergrund steht, sind es bei den Varianten auf der Bestandsstrecke hauptsächlich die technischen und kapazitiven Herausforderungen.
Ausblick
Die Machbarkeitsstudie wird momentan fortgeschrieben, um die Varianten auf der Bestandsstrecke zu betrachten und Aussagen zu deren möglicher Ausführungen, sowie eine erste Kostenschätzung zu liefern.
Außerdem werden die verkehrlichen Wirkungen betrachtet und deren Einflüsse auf den Bestands- und zukünftigen Verkehr aufgezeigt. Ohne dass diese Daten vorliegen, halten wir es zum jetzigen Zeitpunkt allerdings für voreilig und damit nicht sinnvoll, entsprechend des Antrags der Ortschaftsräte Ensingen und Kleinglattbach einzig und alleine auf die Variante Bestandsstrecke zu setzen.
Gesetzt den Fall, die Machbarkeitsstudie käme zu dem Schluss, diese Variante ist nicht umsetzbar, stellt sich die Stadt Vaihingen mit ihrem einengenden Beschluss de facto generell gegen eine S-Bahn Verlängerung. Und das ist nicht unser Interesse. Käme die Machbarkeitsstudie zu dem Schluss, eine Verlängerung der S-Bahn auf der Bestandsstrecke ist umsetzbar und sinnvoll, werden wir diese selbstverständlich unterstützen.
René Handte für die Fraktion